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Sandor FERENCZI

Zur Symbolik des Medusenhauptes

Erfahrungen und Beispiele aus der analytischen Praxis (1923)

Online seit: Samstag 8. April 2006

Sandor Ferenczi, Erfahrungen und Beispiele aus der analytischen Praxis, Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, Internationaler Psychoalaytischer Verlag, Vienne, 1923, (IX, 67-70).

Zur Symbolik des Medusenhauptes
Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, Internationaler Psychoalaytischer Verlag, Vienne, 1923, (IX, 69)

Aus der Analyse von Träumen und Einfallen kam ich wiederholt in die Lage, das Medusenhaupt als schreckhaftes Symbol der weiblichen Genitalgegend zu deuten, dessen Einzelheiten ›von unten nach oben‹ verlegt wurden. Die vielen Schlangen, die sich ums Haupt ringeln, dürften -durch das Gegenteil dargestellt - das Vermissen des Penis andeuten und das Grauen selbst den furchtbaren Eindruck wiederholen, den das penislose (kastrierte) Genitale auf das Kind machte. Die angstvoll und ängstigend vorquellenden Augen des Medusenhauptes haben auch die Nebenbedeutung der Erektion.

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Ein ›analer Hohlpenis‹ bei der Frau
Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, Internationaler Psychoalaytischer Verlag, Vienne, 1923, (IX, 70)

Ein männlicher Patient hatte als Kind die Vorstellung vom weiblichen Genitale, daß es ein hinten heraushängendes Rohr ist, das sowohl zur Dejektion als auch zur Aufnahme des Penis geeignet ist, dabei auch den Wunsch befriedigt, daß die Frauen einen Penis haben sollen.

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Das Grausen beim Kratzen an Glas usw.
Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, Internationaler Psychoalaytischer Verlag, Vienne, 1923, (IX, 68)

Diese sehr verbreiteten Idiosynkrasien wurden in der Analyse von Neurotikern der Deutung zugänglich. Ein Patient, den es ›kalt überlief‹, wenn er Erdäpfel schälen sah, brachte mir den ersten Wink zur Deutung: er identifizierte unbewußt diese Erdfrüchte mit etwas Menschlichem, so daß für ihn das Abschälen der Kartoffeln ein Schinden, Hautabziehen bedeutete, und zwar sowohl aktiv (sadistisch) als auch passiv (masochistisch) im Sinne der Talionstrafe. Auf diese Erfahrung gestützt, mußte ich dann auch die oben aufgezählten Eigenschaften auf Kindheitseindrücke zurückführen, auf eine frühe Lebensperiode, in der die animistische und anthropische Auffassung des Leblosen gang und gäbe ist. Der schrille Ton beim Kratzen des Glases scheint für das Kind mit dem schmerzlichen Schrei bei Mißhandlung gleichbedeutend zu sein, und auch das Leinwandgewebe macht - seiner Ansicht nach - Schmerzensäußerungen, wenn es in Stücke gerissen wird. Die Berührung von Stoffen mit rauher Oberfläche, das Streicheln von Seide, ist vielfach auch von ›Gruseln‹ begleitet, wahrscheinlich, weil solche Stoffe beim Darüberfahren mit der Hand gleichfalls ein ›unangenehmes‹ Geräusch machen. Doch mag auch die Rauhigkeit für sich allein genügen, die Mitempfindung von etwas Rauhem oder Wundem an der eigenen Haut hervorzurufen, während das Streicheln von glatten und weichen Gegenständen auf die eigenen Hautnerven beruhigend zu wirken scheint. Die Neigung zur Bildung solcher Idiosynkrasien stammt wohl in den allermeisten Fällen von unbewußten Kastrationsphantasien ab. Es ist nicht unmöglich, daß solche und ähnliche Momente auch in der ästhetischen Wirkung verschiedener Stoffe und Materialien von Bedeutung sind.

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Die ›Materialisation‹ beim Globus hystericus
Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, Internationaler Psychoalaytischer Verlag, Vienne, 1923, (IX, 68)

Als Beispiel der hysterischen ›Materialisation‹ (bei welchem Prozeß eine Idee sich im Körper plastisch verwirklicht) nenne ich in meiner diesbezüglichen Arbeit auch den Globus hystericus und vertrete die Ansicht, daß es sich hierbei nicht nur um eine Parästhesie, sondern um eine wirkliche Materialisierung handelt. Nun lese ich in Bernheims Buch Hypnotisme, Suggestion, Psychotherapie auf Seite 33 folgendes: »Quand j’étais externiste chez M. Sédillot, ce maître éminent fut appelé d’examiner un malade qui ne pouvait avaler aucun aliment solide. II sentait à la partie supérieure de l’oesophage, derrière le cortilage thyroide, un obstacle au niveau duquel le bol alimentaire était retenu, plus regurgité. En introduisant le doigt aussi profondément que possible à travers le pharinx, M. Sédillot sentit une tumeur qu’il décrivit comme un polype fibreux saillant dans le calibre de l’oesophage. Deux chirurgiens distingués pratiquèrent le toucher après lui et constatèrent sans hésitation l’existence de la tumeur, teile que le maître l’avait décrite. L’oesophagotomie fut pratiquée; aucune altération n’existait à ce niveau.«

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Die Söhne der ›Schneider‹
Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, Internationaler Psychoalaytischer Verlag, Vienne, 1923, (IX, 67)

In einem - im Verhältnis zur Patientenzahl - auffällig hohen Prozentsatz der Fälle findet man unter den männlichen Neurotikern solche, deren Väter einen in irgend welchem Sinne ›imposanten‹ Beruf hatten. Bei einer anderen Gelegenheit wies ich darauf hin, daß die Lösung des Vaterideals von der Person des Vaters - eine notwendige Forderung des Selbständigwerdens - besonders erschwert ist, wenn der Vater selber die hohe Stellung innehat, auf deren Träger man sonst seine Sohnesgefühle zu übertragen pflegt (Fürsten, Lehrer, Geistesgrößen usw.). Dies ist meiner Ansicht nach auch die Erklärung dessen, daß die unmittelbaren Nachkommen bedeutender Persönlichkeiten und Genies so leicht verkommen. Es gibt aber - wie ich nun hinzufügen muß - Berufe, die sich keiner solch besonderen Achtung erfreuen, im Seelenleben der Kinder aber mindestens so starke, oft unauslöschliche Spuren zurücklassen. Es sind dies die Berufe, deren Ausübung mit dem Handhaben scharfer, schneidender Werkzeuge verbunden ist, in erster Linie der Beruf des Schneiders, dann der des Barbiers, des Soldaten, des Metzgers, vielleicht auch des Arztes. Von den sieben Patienten, die ich zum Beispiel augenblicklich in Behandlung habe, sind zwei Schneidersöhne. Selbstverständlich handelt es sich bei beiden, wie auch bei allen ähnlichen von mir beobachteten Fällen, um eine ungeheure Verstärkung der Kastrationsangst, die dann die Lähmung der Potenz zur Folge hatte.

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